Wenn wir hier nicht einen Neuen Z3 Begeisterten gewonnen haben
Pressebericht zur Z3 Segnung
vom 12.04.2010
Mit ihm ging schon James Bond auf geheime Mission
50 Z 3-Fahrer aus Deutschland und benachbartem Ausland trafen sich in Schönberg zur gemeinsamen Frühlingsausfahrt mit Fahrzeugweihe
Bild 1 von 5
Ganzer Marktplatz voll geparkt: Nur eine Marke, nur ein Modell. Beim Z 3-Frühlingstreffen des Süd-Ost-Stammtisches kamen 50 zweisitzige Cabrios nach Schönberg. (Foto: Haydn)
Von Hermann Haydn
Schönberg. Gio kennt keine Gnade. Eigentlich heißt er Giovanni Comolli, ist Schweizer, aber wenn er hinter dem Steuer seines Z3 sitzt, dann brechen die italienischen Temperamentswurzeln voll durch. Er nimmt mich mal eben auf eine kleine Spritztour mit, und die anderen Z3-Piloten lächeln verschmitzt. Es ist ein hohes Privileg, um das mich viele beneiden. Aber sie wissen, dass ich hinterher wirklich „mitgenommen“ aussehen werde.
Dabei hatte der Nachmittag ganz geruhsam begonnen. 50 Z3 Roadster in Schönberg auf dem Marktplatz. Den Anblick kann man auf alle Fälle genießen. Die lange Haube, Haifischkiemen, zwei tiefe Sitze unter Stoffverdeck, breite Latschen und knurrender Sound aus zwei oder vier Flöten unter mächtigem Heck: Der kleine BMW war immer ein echtes Designstück, das erstaunlicher Weise die Frauen besonders geliebt haben sollen. Hier fahren doch mehr Männer ihre Träume spazieren. Holger Gitzing aus Landshut ist einer davon, der dem Klischee vom Snob auf vier Rädern, das man haben könnte, auf den ersten Blick widerspricht. Sein Z3 2.2, Baujahr 2000, ist fast halb so alt wie er selbst (22), aber dafür von dem Mechatroniker mit kleinen, feinen Details ausgestattet. Sechsganggetriebe für sportlichen Antritt aus 170 Pferden und für die Verzögerung eine gigantische Bremsanlage, die den 245er Walzen an der Hinterachse auch auf den kurvigsten Pass-Straßen Einhalt gebietet. Warum? Weil er gerade Zeit hatte, weil er es kann, weil es Spaß macht. Und wohl auch, weil der flotte BMW in Amerika oft genug gebaut wurde, liebevoll wie selten ein Wagen gepflegt wurde und doch auch noch nicht alt genug als Wertobjekt ist.
So gehen die Schlüssel für gute Gebrauchte eben schon mal für jüngere Liebhaber erschwinglich über die Ladentheke. Deshalb ist die Fangemeinde auch groß, überhaupt nicht eingebildet, lauter nette Leute, die sich auch freuen, dass der Schönberger Marktplatz extra von Bürgermeister Siegert für die Parade mit Segnung durch Pfarrer Michael Bauer gesperrt wurde und auch auf der Ausfahrt die Feuerwehren Streckenposten machten, damit sich die Z3’ler in Doppelformation nach Solla und Gumpenreit auch mit ihren Schmuckstücken sehen lassen konnten.
Es ist zumeist ein dezentes Tuning mit viel Understatement, das da am Parkplatz des Antoniushof auf seine Ausfahrt wartet. Der Süd-Ost-Stammtisch als Kern hatte zum zweiten Mal nach Schönberg zum Frühlingsauftakt geladen. Bei 50 gemeldeten Teilnehmern musste heuer der Andrang „abgeregelt“ werden. Gedeckte Töne bestimmen die Optik, man muss als Laie schon genau hinschauen um am Rücklicht die beiden Baureihen unterscheiden zu können. Aber die Z3’ler, die zusätzlich aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz angecruised kamen, hatten dennoch genug Stoff für „Benzingespräche“. Sonst hängen sie in ihrem eigenen Internetforum ab, wenn sie nicht auf der Piste sind. Aber hier trifft man sich persönlich. Jeder kennt jeden. Es ist wie eine Familie. Z3 schweißt zusammen. Und die Unterschiede bei den Fahrzeugen sind auf den zweiten Blick dann doch auch da.
Susanne und Georg Fuchs aus Augsburg setzen eher auf Originalität. Ihrer ist 10 Jahre alt: „Ein ehrliches Cabrio, wo es auch noch weht, wenn man fährt.“ Z3 ist Philosophie. Maximal zu zweit entspannt und zügig unterwegs. Man hat alles dabei, was man braucht. Und das darf nicht besonders viel sein, wenn man nicht gleich den Kofferheckträger montieren möchte. Aber dafür fährt das Gefühl von Freiheit und von Mobilität mit Charakter mit. Das beginnt schon beim Einsteigen. Man sitzt fast am Boden und wer da mal rein gewachsen ist, der hört höchstens damit auf, weil er als Rentner irgendwann nicht mehr hoch kommt. Noch ist es aber ein erstaunlich junges (oder jung gebliebenes?) Klientel, das den Z3 lenkt. Wie Martina Hafner. Ihr Spitzname, den alle hier kennen, ist Nano. Sie nimmt es leicht, dass sie nicht die Größte ist. Dafür hat ihr Z3 240 PS aus 3,2 Litern Hubraum, Flügeltüren und als einer der wenigen auch noch einen neckischen Heckspoiler. Ihr Verlobter, Robert Haase, würde ihr nie das Steuer streitig machen. Wenn dabei etwas kaputt ginge, wäre die Beziehungskrise perfekt. Er tröstet sich mit seinem Seat Leon Cupra. Das meiste schraubt sie an ihrem Z3 ohnehin auch selbst. Mit dem Papa fährt sie Ralley und dass ihr Z3 namens Lilly (wegen des sehr selten originalen Lacks mit diesem Ton) ein „Breitarsch“ ist, nimmt sie als hohes Lob. Der ist eben auch wirklich deutlich ausladender als die schmäleren Modelle.
Dennoch schaut selbst sie mit Respekt auf den Z3 von Gio. Jeder kennt ihn in der Szene. Er war erfolgreicher Rallyefahrer. Vor einigen Jahren hatte er einen schweren Unfall, als ihn ein anderes Fahrzeug auf der Autobahn touchierte, quer stellte und er sich mit Frau und Cabrio drei mal überschlug, bis er an einer Mauer fast zerschellte. Seine Schädeldecke hing ihm vom Kopf und ein zufällig anwesender Notarzt rettete ihm das Leben, weil der die schweren Blutungen gerade eben noch stoppen konnte. Als er gerade drei Tage aus der Klinik raus war, kaufte er sich den gleichen Z3 und baute alles, was noch heil war, vom alten in den neuen. Denn in dem klopft ein Herz aus dem Hause Kellner Sport Tuning. In einem Youtube-Video machte sich Gio unvergesslich, als er einen 420 PS starken Z8 kurzerhand hinter sich „stehen ließ“. Was da alles genau gemacht wurde, er will es gar nicht wissen. Die PS-Zahl: nebensächlich und unbekannt. Aber dass sein Z3 einen unerreichten Bums aus einem ungezügelten Drehmoment gerade in den entscheidenden unteren Drehzahlbereichen hat, das soll ich ruhig mal spüren.
Die Geschichte mit dem Unfall erzählt er erst unterwegs, als es zum höflichen Ablehnen zu spät ist. Von Solla nach Gumpenreit erfahre ich, warum da unterwegs der Hexenkessel liegt. Wenn das Heck hinten schon weg will, dann sei Bremsen genau das Verkehrte, sagt Gio. Ich glaube und genieße. Aber mein Magen hat auch so seine eigenen Gesetze. Die megabreiten Schlappen kleben zumindest das „Brett“ an den Teer. Dennoch ist nicht jedes Quietschen vermeidbar. Immerhin gibt der Bayerwald die Spitze von über 260 längst nicht her. Gio entschuldigt sich, dass er die Strecke ja nicht kenne und deshalb piano machen müsse. Ich bin darüber ehrlich heilfroh. Kurz vor der Rückkehr tätschle ich mir die Wangen, damit sie wieder Farbe bekommen. Aber jetzt kenne ich die Faszination Z3 auch. Klassisches Design, unmissverständliche Linienführung, kraftstrotzende Optik. Ein absolut unpraktischer Wagen, der auch noch über die kleinste Welle am Boden kratzt: Mehr Auto braucht man einfach nicht.