Hallo zusammen!
Ich bin der Lukas, bin 33 Jahre alt und komme aus der nähe von Passau.
Ich möchte euch eine dieser Geschichten erzählen, die nur das Leben schreiben kann. Oder anders gesagt: Wie kommt man zu einem Auto, dass man eigentlich nie haben wollte.
Es war der Hitzesommer 2018, genauer gesagt im Juli. Meine Freundin und ich waren grad auf einer Rundreise mit unserem VW Bus und da wir schon mal in Koblenz waren, haben wir beschlossen auch hoch in den Westerwald zu fahren wo ein Kollege und Freund lebt, um ihn mal zu besuchen.
Samstagabend war es da und bevor wir in unseren Camper verschwanden meinte er: Bleibt doch morgen noch hier und nehmt euch mein Cabrio und düst damit mal in der Gegen drum.
Wir nahmen dankend an. Ich wusste nur, dass er einen "alten Z3" besitzt, wie er immer zu sagen pflegte. Auf die Nachfrage, was er da genau in der Garage stehen hatte, wusste er nie so recht eine Antwort.
Sonntagmorgen, nach dem Frühstück ging das Garagentor auf, darin stand ein Z3 mit für meine Begriffe ungewöhlich breitem Heck, sowie 17" BBS Rädern. Die Zweiteiler erkannte ich als alter GTI Schrauber sofort wieder.
Der Rest war eher in die Jahre gekommen. Ungepflgeter, stumpfer Lack, die Felgenhörner zerfressen vom Salz.
Auf der Straße stellte sich schnell raus, dass es ein 2,8er sein muss. Das Ding geht ganz gut und das Notwendigste war auch soweit in Schuss, dass man damit sicher fahren konnte. Klar, das Fahrwerk war jetzt keine Offenbarung, man merkte ihm halt die 20 Jahre ohne große Pflege schon auch an.
Trotzdem waren wir am Abend etwas wehmütig, als wir den Wagen wieder abgegeben haben.
Kurz darauf waren wir wieder zusammen auf Tour und er meinte beiläufig: "Sag mal du bist doch ein Autoschrauber. Hättest du nicht mal Zeit mir den Z3 auf Vordermann zu bringen, so dass man den noch gut verkaufen kann?" Reflexartig sagte ich nur: "Was willstn dafür noch haben?" Er als alter Fuchs knallte mir eine utopische Zahl an den Kopf, so dass ich das einfach mal überhört hatte. - Das Spiel kann man auch gut zu zweit spielen, dachte ich mir.
Also willigte ich ein mich um den Z3 zu kümmern.
Am 15. August hat er mir dann das Auto überstellt. Ich machte mich sofort ans Werk. Die Frontstoßstange und die Haube mussten neu lackiert werden. Die Felgenhörner ebenso.
Also gings erstmal auf alte Winterreifen eines E36, die ich noch da liegen hatte und ab zum Lackierer:
Die Zweiteiler habe ich zerlegt:
Der Kommentar von meinem Lackierer war nur in feinstem niederbayrisch: "Wos isn mit dem passiert? Hot der in an Äktschonfüm mitgspuit?"
Ähm, keine Ahnung ... aber die linke Spur kannte der kleine BMW zu genüge.
Wieder zu Hause gings erstmal ans polieren. Rund 15 Stunden waren nötig um den Wagen wieder in einen ansehnlichen Lackzustand zu bekommen.
Dann war der Innenraum und die Sattlerin dran. Den Airbagdeckel hat sie mir kurzerhand schwarz bezogen. Da das Leder aber auch am Armaturenbrett selber schon geschrumpft ist, ist hier dennoch Handlungsbedarf. Am Verdeck wurde noch eine Kleinigkeit genäht. Aber das war eher was in Richtung Kosmetik
Dann gings unters Auto und es wurde nicht besser.
Voraderachse - Stoßdämpfer rechts undicht, Anschlagpuffer zerbröselt
Querlenkerbüchsen - spröde
Koppelstangen - eingerissen
Ölwannendichtung - undicht
Auspuff- am MSD undicht
Gummilager am Differential - undicht
Servoleitung - undicht
Keilrippenriemen - spröde
Wischerarm links - knallt gegen die Motorhaube
Scheinwerfer - matt
Benzingeruch aus dem Tank, wenn er über 3/4 Vollgetankt ist
Differential und Getriebe leichte Geräusche - von einem zu alten Öl
Airbaglampe an
Schaltung und Pedalerie ungewöhnlich schwergängig
Pixelfehler im Radio
Fensterheber links - schwergängig
Türgriffdichtungen - prorös
BMW Embleme ringsum am abblättern.
Service Fällig (Die Zündkerzen könnten noch die ersten gewesen sein, so wie die Aussahen und welche freie Werktatt verbaut schon original BMW Kerzen)
Immerhin waren die Reifen und die Bremsen neu und Rost war auch ein Fremdwort. Wir wollen ja den Teufel nicht ganz an die Wand malen.
In erster Instanz wurde das Auto soweit durchrepariert, dass es TÜV-fähig war und optisch sauber da stand.
Dann passierte bis zum Dezember nicht viel. Bis ich meinte: Schickst du mir jetzt die Papiere oder was ist damit?
Dann wurde ein sehr fairer Kurs ausverhandelt und es gab noch die originalen Kiemen, eine Persenning, das originale (und sehr gut erhaltene) Hardtop samt Cover, 16" Alus mit neuwertigen Winterreifen dazu.
Dafür gings kurz vor Weihnachten nochmal mit dem Bus in den Westerwald um die Sachen nach Hause zu holen. Auch der komplette Schlüsselsatz, der alte Brief und das vollständige Scheckheft sind aufgetaucht. - Da sieht man wieder mal, dass Scheckheftgepflegt überhaupt nichts mit gutem Zustand zu tun haben muss.
Im Winter wurde der Wagen dann komplett durchrepariert. Vieles ging sehr einfach und schnell von der Hand. Manches, wie die Ölwanne waren dann doch aufwändiger, da hier der ganze Vorderwagen abgesenkt werden musste.
Anfang April war es dann soweit. Der Z3 wurde mängelfrei überprüft und ist nun offizell ein Österreicher und tut brav seinen dienst.
Ein paar Veränderungen gab es dann auch noch:
Weiße Seitenblinker, mein gutes altes Alpineradio aus Golf-Zeiten zog ein, die Rückleuchten sind mit Folie getönt (keine Sorge die blinker Blinken gelb )
Die schwarzen Kiemen kamen wieder drauf und ein M-Emblem ziert nun die Heckklappe.
Dem Motor habe ich eine Software spendiert, was ihn aus dem Drehzahlkeller nochmals deutlich spritziger werden lässt und mehr Drehmoment über das gesamte Drehzahlband zur Verfügung stellt. Ob das jetzt Leistung bringt - Keine Ahnung, beim Sauger merkt man die 5 - 7% wenn überhaupt eh nie.
Aber gefühlt hat es was gebracht. Die Seriensoftware habe ich mir am Laptop gesichert und kann jederzeit wieder aufgespielt werden.
Das Auto ist also mit wenigen Handgriffen wieder in den Originalzustand zu versetzen, was mir besonders wichtig ist.
Mittlerweile muss ich sagen, dass der Wagen und ich schon ganz gute Freunde geworden sind. Auch wenn insbesondere ich und meine Familie und Freunde ziemlich VW-angehaucht sind, findet er überall seine Beachtung.
Womit ich nicht zufrieden bin ist die Achsvermessung und die härte des Fahrwerks. Hier muss ich mir bei Zeiten was einfallen lassen. Bei schnellerer Fahrweise und beherztem Griff ins Lenkrad ist der mir viel zu nervös und zu unruhig. Aber ich weiß schon wo ich hinlangen muss, damit er mir auch da bald aufs Wort gehorcht. Doch bis das das so weit ist, wird es bestimmt Herbst da ich die Saison das Auto einfach mal fahren will.
Der Z3 ist nun Keramik-versiegelt und bekommt nur mehr meine schonende Handwäsche.
Ich hoffe ich finde hier gleichgesinnte und kann technisch mit Rat und tat zur Seite stehen, sowie auch euren Erfahrungsschatz hier nutzen.
LG Lukas
Hier nochmal die Eckdaten zum Fahrzeug:
BMW Z3 2.8 Roadster, schwarz Metallic, erweiterte Lederausstattung, M52B28 Motor, 17" BBS, Sportfahrwerk, elektrische Fensterheber, elektrisches Verdeck, elektrische Sitze, Sitzheizung, ABS, Traktionskontolle, Nebelscheinwerfer, Zentralverriegelung mit Funkbetätigung